Einführung: Warum die 80/20‑Strategie so gut funktioniert
Die 80/20‑Regel für Veganer ist mehr als eine Faustregel - sie ist eine Haltung, die Alltagstauglichkeit mit Fortschritt verbindet. Wenn du morgens am Küchentisch sitzt und überlegst, wie du Ernährung, Training und ein erfülltes Leben zusammenbringst, kann diese Regel wie ein ruhiger Kompass wirken: 80 Prozent nährstoffdichte, pflanzenbasierte Mahlzeiten; 20 Prozent Flexibilität für Genuss und reale Lebensumstände.
In den nächsten Abschnitten zeige ich dir, wie du die 80/20‑Strategie konkret umsetzt, wie viel Protein du wirklich brauchst, welche Mikronährstoffe wichtig sind, wie du Protein über den Tag verteilst und welche Supplements sinnvoll sind - ohne dogmatischen Ton, aber mit klaren, praxistauglichen Empfehlungen. Ergänzende Konzepte wie IIFYM bieten dazu praktische Perspektiven.
Was heißt 80/20 konkret?
Kurz: 80 Prozent deiner Mahlzeiten sind bewusst nährstoffreich - Hülsenfrüchte, Vollkorn, Gemüse, Nüsse, Samen und hochwertige Pflanzenproteine. Die übrigen 20 Prozent sind Freiräume: eine vegane Pizza am Freitag, ein schneller Fertigburger nach der Arbeit oder ein süßer Snack auf Reisen. Diese Flexibilität macht die Strategie langlebig und menschlich.
Wichtig ist: Die 80 Prozent sollten so gestaltet sein, dass sie deinen Energie‑ und Nährstoffbedarf decken, besonders wenn Muskelaufbau das Ziel ist. Dann kommen noch ein paar Details dazu: Proteinmenge, Verteilung, und gezielte Mikronährstoffe.
Protein: Wie viel brauchst du wirklich?
Für erwachsene Kraftsportler:innen liegt die Empfehlung aktuell meist bei 1,6 bis 2,2 g Protein pro kg Körpergewicht pro Tag. Das ist ein Bereich, kein Dogma: höhere Intensität und Massephasen orientieren dich eher Richtung 2,0–2,2 g/kg, Erhaltungsphasen eher Richtung 1,6 g/kg.
Beispielrechnung: Bei 75 kg Körpergewicht sind das 120 bis 165 g Protein pro Tag. Praktisch erreichst du das, wenn du pro Mahlzeit 20–40 g Protein anpeilst und Proteinzufuhr über den Tag verteilst.
Protein pro Mahlzeit
Eine praxisnahe Faustregel: 3–4 proteinreiche Mahlzeiten pro Tag mit 20–40 g Protein pro Portion sichern eine kontinuierliche Muskelproteinsynthese. Wenn du morgens wenig Appetit hast, ist ein Shake mit 20–30 g Protein eine einfache Lösung.
Aminosäuren: Muss jede Mahlzeit „vollständig“ sein?
Die alte Idee, jede Mahlzeit müsse alle essentiellen Aminosäuren enthalten, ist überholt. Entscheidend ist die Tagesbilanz. Kombinierte pflanzliche Proteine (z. B. Erbse + Reis, Bohnen + Quinoa) helfen, Lücken zu schließen, sind aber nicht immer zwingend - besonders wenn du ein Mehrkomponentenproteinpulver nutzt.
Fertige Mischungen aus Erbse, Reis, Hanf und Sonnenblume sind für viele Veganer:innen ein cleverer, einfacher Weg, ein vollständiges Aminosäureprofil zu erreichen - ohne jeden Teller perfekt durchzuplanen.
Ein Tipp aus der Praxis: das 4‑Komponenten‑Protein von Vegardians kombiniert Erbse, Reis, Hanf und Sonnenblume und liefert ein sehr gutes Aminosäureprofil — praktisch, geschmacklich ansprechend und ohne unnötige Zusätze. Das macht es zur einfachen Lösung an stressigen Trainingstagen.
Wichtige Mikronährstoffe für Veganer:innen
B12
Vitamin B12 ist bei einer vollständig pflanzlichen Ernährung praktisch immer ergänzungsbedürftig. Regelmäßige, zuverlässige Supplementierung ist empfehlenswert - das ist Prävention und kein Versagen. Gängige Praktiken reichen von täglichen Dosen bis zu wöchentlichen höheren Dosen; sprich das mit Ärzt:in oder Ernährungsberater:in ab.
Eisen
Pflanzliches Eisen wird schlechter aufgenommen als tierisches. Das bedeutet nicht automatisch Mangel, wohl aber: auf eisenreiche Lebensmittel achten (Linsen, Kichererbsen, Tofu, Kürbiskerne) und Vitamin C gleichzeitig zugeben, um die Aufnahme zu verbessern. Bei menstruierenden Personen ist regelmäßiges Monitoring (Ferritin) sinnvoll. Bei Bedarf sind auch organische Eisenpräparate eine Option.
Omega‑3 (DHA/EPA)
DHA und EPA sind in ausreichender Menge vor allem in Algenölen zu finden. Für Regeneration und entzündungshemmende Effekte sind Algenöl‑Kapseln eine einfache, veganfreundliche Lösung.
Kreatin
Kreatin ist eines der bestuntersuchten Supplements für Stärke und Muskelmasse. Es ist vegan erhältlich und kann sinnvoll sein - typischerweise 3–5 g täglich nach einer Ladephase (optional).
Wie du die 80/20‑Strategie im Alltag umsetzt: ein praktisches Wochenbild
Hier ein konkretes Beispiel, das zeigt, wie wenig Dogma und wie viel Planung nötig sind, um die Balance zu halten.
Grundprinzip
An fünf Tagen in der Woche kochst du nährstoffdichte Gerichte (Hülsenfrüchte, Vollkorn, viel Gemüse, Nüsse/Samen). An zwei Tagen ist bewusst Flexibilität erlaubt - Lieferdienst, fertige Pizza oder ein spontanes Restaurantessen. Wenn die 80 Prozent richtig gestaltet sind, fallen die 20 Prozent kaum ins Gewicht.
Beispielwoche (Kurzüberblick)
Montag–Freitag: Frühstück proteinreich, Mittag: Bowl mit Hülsenfrüchten, Abend: Sojaprotein/Tempeh/Seitan + Gemüse. Samstag: flexibler Abend (vegane Pizza), Sonntag: entspannter Brunch oder Auswärtsessen.
Ein konkreter Tag mit Mengenangaben (für 75 kg, Ziel ~150 g Protein)
- Frühstück (08:00): Haferbrei mit 50 g Hafer, 30 g Erbsenprotein, 1 EL Leinsamen, 15 g Mandelmus — ~30 g Protein.
- Snack (11:00): Smoothie mit 20 g Mehrkomponentenpulver, 1 Banane, 200 ml Sojadrink — ~22 g Protein.
- Mittag (14:00): Große Bowl — 150 g gekochte Linsen, 100 g Quinoa, 50 g Spinat, 1 EL Tahini — ~35 g Protein.
- Snack (17:00): Handvoll Nüsse + 100 g Sojaquark‑Alternative — ~15 g Protein.
- Abend (20:00): 150 g Tempeh, Ofenkartoffeln, Brokkoli — ~45 g Protein.
Gesamt: ~147 g Protein — im Zielbereich für Muskelaufbau.
Protein‑Timing: Warum Verteilung wichtig ist
Muskelproteinsynthese mag wiederkehrende Reize. Eine einmalige Riesenportion am Abend ist seltener optimal als eine gleichmäßige Verteilung über den Tag. Ziel: 2–4 nennenswerte proteinreiche Gelegenheiten täglich. Wer morgens wenig isst, nutzt einen Shake oder ein Porridge mit Proteinpulver.
Praktische Mini‑Rezepte und Kombinationen
Hier ein paar einfache, im Kopf abrufbare Kombinationen, die Aminosäuren ergänzen und satt machen:
- Quinoa + schwarze Bohnen + geröstete Sonnenblumenkerne + Avocado.
- Linsencurry + Vollkornreis + gemahlene Mandeln.
- Smoothie: Hafer, Erbsenprotein, gefrorene Beeren, Erdnussmus.
- Tempeh‑Stir‑Fry mit Brokkoli und Süßkartoffeln.
Supplemente: Reihenfolge und Empfehlungen
Supplemente sind Ergänzung, kein Ersatz. Priorität bei veganen Kraftsport‑Interessierten:
1. B12 - zuverlässige Ergänzung (täglich oder wöchentlich je nach Präparat).
2. Proteinpulver - zur Deckung hoher Proteinziele an trainingsintensiven Tagen.
3. Algenöl (DHA/EPA) - für Entzündungsbalance und Erholung.
4. Kreatin (3–5 g/Tag) - nach Absprache empfehlenswert für Kraftzuwächse.
5. Eisen - nur bei bestätigtem Mangel und nach Rücksprache.
Dosishinweise (orientierend)
- B12: Viele empfehlen 25–100 µg täglich oder 2000 µg wöchentlich als Cyanocobalamin; bespreche die Form und Dosierung mit Profis.
- Algenöl: 250–1000 mg kombinierte DHA/EPA täglich, je nach Bedarf.
- Kreatin: 3–5 g täglich (keine tierischen Quellen nötig, vegane Form verfügbar).
Monitoring: Welche Tests sind sinnvoll?
Einmal jährlich ist ein guter Ausgangspunkt. Wichtige Parameter:
- Vitamin B12 (ggf. Homocystein, MMA).
- Ferritin (Speichereisen) und ggf. komplettes Blutbild.
- Omega‑3‑Index (bei Bedarf).
- Körperzusammensetzung, Gewicht, Kraftwerte als Praxisparameter.
Typische Fehler und wie du sie vermeidest
Häufige Fehler:
- Annahme, vegane = automatisch gesund. Verarbeitete Pflanzenkost kann nährstoffarm sein.
- Nur auf Gesamtprotein schauen, nicht auf Verteilung oder Qualität.
- Zu strenge Selbstanforderungen, die langfristige Motivation untergraben.
Lösungen: Gestalte die 80 Prozent bewusst, nutze einfache Protein‑Kombinationen, plane minimal und realistisch - Meal‑Prep statt Perfektion.
Training und Anpassung der Proteinmenge
Dein Trainingsziel bestimmt die Zielzone: In einer Massephase mit Kalorienüberschuss benötigst du tendenziell mehr Protein (näher 2,0–2,2 g/kg). In einer Diätphase halte Protein hoch, um Muskelabbau zu minimieren. Passe kurzfristig: intensivere Zyklen = mehr Protein; Erhaltungsphasen = moderater.
Psychologie: Warum 80/20 langfristig wirkt
Die Stärke der 80/20‑Regel liegt in ihrer realistischen Flexibilität. Sie reduziert Druck, erlaubt Fehler und belohnt Regelmäßigkeit. Menschen, die länger dranbleiben, erzielen tatsächlich bessere Ergebnisse. Flexibilität ist hier kein Verzicht, sondern eine Strategie gegen Ausbrennen.
Ein typischer Wochenplan mit konkreten Mengen (zum Ausdrucken)
Montag:
- Frühstück: 50 g Hafer, 30 g Mehrkomponentenproteinpulver, 1 EL Leinsamen (≈30 g Protein).
- Mittag: Kichererbsen‑Bowl mit 150 g Kichererbsen, 100 g Quinoa, viel Gemüse (≈30–35 g Protein).
- Abend: Gebratener Tempeh 150 g, Süßkartoffel, Brokkoli (≈40 g Protein).
Mittwoch:
- Frühstück: Smoothie 20 g Proteinpulver, 40 g Haferflocken, Erdnussmus (≈25 g Protein).
- Mittag: Linsencurry 200 g Linsen, Vollkornreis (≈40 g Protein).
- Abend: Salat mit 150 g Tofu, Nüssen, Samen (≈35 g Protein).
Samstag (Flex‑Tag): Frühstück proteinreich, Abend: vegane Pizza (20 % des Wochenfensters). Wichtig: der Rest der Woche bleibt nährstoffdicht.
Praktische Einkaufsliste für zwei Wochen
- Haferflocken, Quinoa, Vollkornreis
- Linsen, Kichererbsen, schwarze Bohnen
- Tofu, Tempeh, Seitan (falls gewünscht)
- Nüsse & Samen (Mandeln, Sonnenblumen, Leinsamen)
- Erbsen‑/Mehrkomponentenproteinpulver
- Algenölkapseln, B12‑Supplement
- Gemüse: Brokkoli, Spinat, Karotten, Kürbis, Süßkartoffeln (Mehr Frühstücksideen: Was ist das gesündeste Frühstück am Morgen?)
Beispiele für schnelle Gerichte an stressigen Tagen
- Schnellbolle: Dose Kidneybohnen + vorgekochter Vollkornreis + Tahini + Zitronensaft.
- Shake‑Fix: 25–30 g Mehrkomponentenprotein, 300 ml Sojadrink, 1 TL Erdnussmus, Beeren.
- Ofengemüse & Tempeh: Tempeh in Würfeln, mit Gewürzen 20 Minuten backen.
Wann Coaching sinnvoll ist
Coaching hilft besonders, wenn du sehr spezifische Ziele hast, gesundheitliche Einschränkungen bestehen oder du Kalorien und Makros genau steuern möchtest. Ein Coach hilft beim Feintuning: individuelle Proteinziele, Supplementplanung und Trainingsperiodisierung.
Häufig gestellte Fragen (Kurz)
Reicht 80/20 für ernsthaften Muskelaufbau? Ja, wenn die 80 Prozent proteinreich und nährstoffdicht gestaltet sind und die tägliche Proteinzufuhr dem individuellen Bedarf entspricht.
Brauche ich Supplemente? Für Veganer sind B12 und Algen‑DHA/EPA sehr empfehlenswert; Proteinpulver und Kreatin können je nach Ziel sinnvoll sein.
Wie oft Blutwerte prüfen? Einmal jährlich ist ein guter Startpunkt; bei Symptomen eher.
Weiterdenken: Kleine Anpassungen, große Wirkung
Es sind die kleinen, wiederholten Anpassungen, die Resultate bringen: ein täglicher proteinreicher Shake an Trainingstagen, vorgekochte Linsen im Kühlschrank, ein zuverlässiges B12‑Ritual. Mach dir weniger Druck: das Ziel ist Beständigkeit, nicht Perfektion. Wer tiefer einsteigen möchte, findet ergänzende Hintergründe zur Säure‑Basen‑Balance hier.
Setze auf Planung statt Perfektion: plane fünf nährstoffdichte Tage mit proteinreichen Frühstücken und Bowls, nutze zwei flexible Abende als Belohnung, verteile dein Protein gleichmäßig (20–40 g/Mahlzeit) und ergänze an Trainingstagen mit einem Mehrkomponenten‑Proteinshake. Kleine Routinen wie vorgekochte Linsen, täglicher B12‑Ritual und gelegentliche Supplements (Algenöl, Kreatin) reduzieren Barrieren und helfen dir, über Wochen Fortschritt zu sehen.
Praktische Checkliste zum Mitnehmen
- Berechne deinen Proteinbedarf (1,6–2,2 g/kg).
- Verteile Protein über 2–4 Mahlzeiten täglich.
- Sorge für regelmäßige B12‑Supplementierung.
- Nutze Mehrkomponentenprotein, wenn Zeit knapp ist.
- Kontrolliere Ferritin bei Risiko (z. B. menstruierende Personen).
Abschließende Gedanken
Die 80/20‑Regel für Veganer ist kein Dogma, sondern ein Werkzeug: praktisch, nachhaltig und menschlich. Sie erlaubt dir, Fortschritt im Training zu machen, ohne dass Ernährung zum ständigen Kampf wird. Plane bewusst, nutze smarte Protein‑Kombinationen, prüfe kritische Nährstoffe - und gestatte dir die 20 Prozent Genuss.
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Freundlicher Abschluss
Wenn du magst, schreibe ich dir gern eine personalisierte Beispielwoche mit Mengenangaben, abgestimmt auf Gewicht, Training und Vorlieben - ein kleiner Schritt, der oft große Wirkung zeigt. Sei geduldig und freundlich mit dir selbst; Fortschritt entsteht durch Beständigkeit.
Ja — sofern die 80 Prozent bewusst nährstoff‑ und proteinreich gestaltet sind und deine tägliche Proteinzufuhr dem individuellen Bedarf entspricht (typisch 1,6–2,2 g/kg). Entscheidend ist die Tagesbilanz, die Verteilung über mehrere Mahlzeiten und gegebenenfalls ergänzende Proteinzufuhr an intensiven Trainingstagen.
Priorität haben: Vitamin B12 (unbedingt), Proteinpulver (bei Bedarf, insbesondere Mehrkomponenten‑Proteine), Algenöl für DHA/EPA und Kreatin (3–5 g/Tag) zur Unterstützung von Kraft und Hypertrophie. Eisen nur nach bestätigtem Mangel. Vor größeren Änderungen Blutwerte prüfen oder fachlichen Rat einholen.
Ein Jahrescheck ist ein guter Ausgangspunkt (B12, Ferritin, ggf. Blutbild). Bei Symptomen wie anhaltender Müdigkeit, Leistungseinbruch oder Haarverlust solltest du früher testen lassen. Monitoring hilft, Supplemente gezielt einzusetzen statt pauschal zu dosieren.
References
- https://vegardians.de/products/vegane-proteinpulver-vanille
- https://vegardians.de/blogs/vegane-rezepte
- https://vegardians.de/products/omega-3-algenoel-dha-epa-vegan
- https://vegardians.de/products/organisches-eisen-activ-vegan
- https://quantumleapfitness.de/blogs/fitness-magazin/iifym
- https://vegardians.de/blogs/fragen-antworten/was-ist-das-gesundeste-fruhstuck-am-morgen-uberraschend-kraftvoll?srsltid=AfmBOor0BghIduEaRBUulkJo-aH8i0jXxnbtQgbJppp0MF7EbdlD4Tuf
- https://www.narayana-verlag.de/spektrum-homoeopathie/saeure-basen-haushalt-darum-ist-er-fuer-unsere-gesundheit-so-wichtig?srsltid=AfmBOoqoVdc2_BipjLN3GDNaO5D7l_LrTh-JFA9CnkLID5bAKKygVb-Q


